Josef Wegenberger
In unserem Beitrag „Fach- und Arbeitskräftemangel“ haben wir eben diesen und dessen Herausforderungen beschrieben. In Teil II beschäftigen wir uns mit dem großen Potential an Wissen und Erfahrung der Generation 50 ++ / 60++.
Die Generation 50++ / 60++
Wenn wir von älteren Mitarbeiter/innen sprechen, dann tauchen vielleicht Bilder von der Pension herbeisehnenden Personen auf. Unternehmen sehen oftmals noch zu wenig das Potential der Menschen 50+ und 60+. Sie sind keine stille Reserve, sondern sie haben sich im Berufsleben Kompetenzen aufgebaut, durch Lernen, Versuch und Irrtum etc.und Erfahrungen gesammelt, die ein ungeheures [Wissens-]Kapital darstellen.
Auch wenn die Ansprache von 50+ Mitarbeiter/innen oft lautet: „Wie lange hast Du noch [auf die Pension]?“ „Wie lange musst Du noch [arbeiten]“, „Wann hast Du es geschafft [die Pension]“? … zeigt sich hier ein falsches Bild. Untersuchungen zeigen, dass 30-40% gerne auch in der Pension weiterarbeiten möchten oder sich [mangels beruflicher Alternativen] irgendwelche Hobbys suchen. Es gilt dieses Wissen und diesen Erfahrungsschatz zu heben und ein Umfeld zu schaffen, in dem dieses Wissen weitergegeben wird bzw. für das Unternehmen weiter genutzt werden kann.
Doch die Praxis sieht häufig ganz anders aus – 3 reale Beispiele aus der Praxis*:
Fallbeispiel 1: Anton S. ist 62 Jahre und seit 42 Jahren loyaler, kompetenter und nach wie vor hochmotivierter Mitarbeiter eines großen Unternehmens im halböffentlichen Bereich. Während viele seiner Kolleg/innen schon seit Jahren ihre Pension genießen, versieht er engagiert und mit hoher Kundenorientierung seinen Dienst. Trotzdem wird er mit Ende des Jahres in Pension geschickt, obwohl er noch gerne weitere Jahre berufstätig sein sollte. Gleichzeitig sucht dieses Unternehmen „händeringend“ nach Mitarbeiter/innen. [?]
Fallbeispiel 2: Monika S. ist ebenfalls seit mehr als 40 Jahren in der Öffentlichen Verwaltung tätig; pflichtbewusst, korrekt und kompetent führt sie ihre ihr übertragenen Aufgaben durch – trotzdem wird sie mit Anfang 2023 in die Pension förmlich gedrängt. [?]
Fallbeispiel 3: Karl F. KFZ-Mechaniker „mit Leib und Seele“, seit 35 Jahren im gleichen Unternehmen [Privatwirtschaft]. Mit 59 Jahren wird er „von heute auf morgen“ gekündigt, obwohl Fachkräfte in vielen Bereichen gesucht werden; für ihn bricht eine Welt zusammen. [?]
Diese Beispiele aus der Realität zeigen, dass das Bewusstsein, welches Potential hier verloren geht, vielfach noch unterentwickelt ist und wir noch viel Arbeit diesbezüglich leisten müssen.
Selbstverständlich ist dabei ein wichtiger Punkt darüber nachzudenken, wie sich die Rahmenbedingungen für Arbeit verändern lassen, Menschen aller Altersstufen optimal einzusetzen. Gleichzeitig gilt es, in Re- und Upskilling zu investieren und die Kompetenzen der Mitarbeiter/innen auf allen Ebenen weiterzuentwickeln.
Anmerkung
* Die Namen wurden von uns geändert und die Unternehmen/Organisationen neutral dargestellt
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