Die Babyboomer und die Generation Z

Josef Wegenberger, Oliver Wegenberger

Erfahrungsbericht von Josef Wegenberger aus dem Regionalzug
Ich fahre gerne mit dem Zug – nicht nur des Klimas und meiner Bequemlichkeit wegen, sondern man ist manchmal mitten „im Geschehen“, lernt Alltagsthemen kennen, sieht Statistiken und Meinungsumfragen bestätigt oder bekommt den Stoff für einen neuen Artikel „am Tablett“ serviert.

Situation 1 | Freitag 7:00 Uhr Morgen – Regionalzug
Der Zug ist vollbesetzt mit Schüler/innen und Menschen auf dem Weg in die Arbeit.

4 junge Menschen unterhalten sich – Vertreter/innen der Generation Y und Z
Person 1: „… es tut mir leid, aber ich muss unseren geplanten Urlaub absagen; wir haben in der Firma ein neues Kundenprojekt reinbekommen und das hat einen sehr engen Terminrahmen bis zur Fertigstellung“
Person 2: „Ja, das kenne ich, ist zwar manchmal mühselig, aber das Leben ist kein Kindergeburtstag…“
Person 3: „Bist Du da als Projektleiterin…?“
Person 1: „Ja!“
Person 4: „Das ist für Dich eine Riesen-Karrierchance“
Person 1: „Möglich, aber das ist zweitrangig; es hört sich einfach spannend an ….“

Situation 2 | Freitag 15:00 Uhr Nachmittag – Regionalzug
Der Zug ist nur teilweise besetzt. Ein Mann Mitte/Ende 50 – Vertreter der leistungsorientierten Babyboomer – telefoniert am Mobiltelefon: Das Gespräch ist im ganzen Waggon hörbar: „Ich lasse mir jetzt ausrechnen, wie viel Pension ich bekomme. Wenn ich nur 100 bis 200 Euro Abschläge habe, dann bin ich schon weg; das Theater mit der Neuen (Führungskraft) tue ich mir nicht an. Ihre Schokolade und Kekse kann sie sich…“
[leider nicht hörbare Antwort / Reaktion des Gesprächspartners]
„Ja, wenn es 300 Euro sind, die mir fehlen, dann bleibe ich bis zum Schluss. Habe ja 7 Wochen Urlaub pro Jahr, dann 4 Monate Krankenstand, den schenke ich ihnen nicht….; Pflegeurlaub steht mir auch 14 Tage pro Jahr zu … “

Ja, 2 Beispiele für die „hochmotivierte“ Babyboomer-Generation und die „leistungsunwillige“ Generation Y/Z/?
Das Thema „Motivation und arrivierte versus neue/junge Generation“ ist so alt wie die Menschheitsgeschichte selbst. Scheinbar hat jede Generation wenig Vertrauen in die Motivation und Leistungsfähigkeit künftiger Generationen.

Erfahrungsbericht aus dem Regionalzug ENDE

Eine Inschrift auf einer Babylonischen Tontafel beweist dies: „Die heutige Jugend ist von Grund auf verdorben … und faul. Sie wird niemals so sein wie die Jugend vorher, und es wird ihr niemals gelingen, unsere Kultur zu erhalten“. Aristoteles (384-322 v. Chr.) zweifelte ebenfalls aufgrund der fehlenden Motivation an der Zukunft der Zivilisation und hat überhaupt keine Hoffnung mehr für die Zukunft des Landes.

Studien zeigen, dass sich oftmals wiederholte und populäre Generationsunterschiede kaum bestätigen lassen (z.B. Constanza et al., 2023; Rudolph et al., 2018; Schröder, 2018). Es zeigt sich, dass die Streuung innerhalb einer Altersgruppe [und damit Generation] größer ist als zwischen den Generationen (Constanza et al., 2023). Die Kategorisierung von Personen basierend auf scheinbar willkürlich gewählten Kategorien von Generationen scheint zu sehr zu simplifizieren und kann damit leicht zu Diskriminierung führen (Parry & Urwin, 2021; Constanza et al., 2023).

Jede Generation hat ihre Leistungsträger/innen und Menschen, die Höchstleistungen erbringen wollen und andere, die „sich vornehm zurückhalten“ bzw. ihre Prioritäten anders setzen [wollen]. Daher kann es kein probates Mittel sein, einer Generation voreingenommen zu begegnen, „die sind / denken / handeln / … so“, sondern es gilt -wahrscheinlich mehr denn je, die Individualität jedes Einzelnen zu ergründen und darauf die Führung aufzubauen.

In unserem neuesten Buch „Motivation – SINNvolle Förderung der Motivation“ [THEAITHETOS – Verlag der Gesellschaft für Wirtschaftspsychologie und Organisationsdynamik] behandeln wir das Thema Motivation praxisorientiert.


Quellen

Costanza, D. P., Rudolph, C. W., & Zacher, H. (2023). Are generations a useful concept? Acta Psychologica, 241, 104059. https://doi.org/10.1016/j.actpsy.2023.104059

Parry, E., & Urwin, P. (2021). Generational categories: A broken basis for human resource management research and practice. Human Resource Management Journal, 31(4), 857–869. https://doi.org/10.1111/1748-8583.12353

Rudolph, C. W., Rauvola, R. S., Costanza, D. P., & Zacher, H. (2021). Generations and Generational Differences: Debunking Myths in Organizational Science and Practice and Paving New Paths Forward. Journal of Business and Psychology, 36(6), 945–967. https://doi.org/10.1007/s10869-020-09715-2

Schröder, M. (2018). Der Generationenmythos. Kölner Zeitschrift für Soziologie, 70, 469–494. https://doi.org/10.1007/s11577-018-0570-6

Wegenberger, J. & Wegenberger, O. (in Druck). Engagement | Motivation. SINNvolle Förderung der Motivation. Theaithetos.

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