Oliver Wegenberger
Die Verweildauer von Mitarbeiter/innen in Unternehmen ist in den letzten Jahrzehnten drastisch zurückgegangen. Waren vor ein paar Jahrzehnten 1-2 Unternehmenswechsel im Laufe der Berufslaufbahn schon ungewöhnlich, so ist es heute gängige Praxis, dass Personen nach 2-4 Jahren Unternehmen wieder verlassen [natürlich gibt es auch viele abweichende Beispiele].
Darum gewinnt das sogenannte „Offboarding“, also der Prozess des Verabschiedens von Mitarbeiter/innen aus der Organisation, zunehmend an Bedeutung. Der Begriff leitet sich aus dem Onboarding/Offboarding [„an Board gehen“, „von Board gehen“] ab.
Dass Mitarbeiter/innen Organisationen verlassen, hat unterschiedliche Gründe; dies kann aufgrund von Kündigung [dienstnehmerseitig / dienstgeberseitig], Pensionierung, oder auch das Verlassen einer Organisation auf Zeit [z.B. Karenzierung, Elternzeit, etc.] sein. Was auch immer der Grund ist, auf ein gutes Offboarding sollte besonderer Wert gelegt werden, wie dieses Beispiel, beschrieben in Harvard Business Review zeigt [Link zu HBR].
Ein gut durchgeführtes Offboarding bietet umfassende Vorteile und Chancen. Darunter fallen:
- Übergabeprozess
- Erkenntnisse über Unternehmenskultur
- Feedback für die Organisation
- Compliance und rechtliche Themen
- Grundlage für den Wiedereintritt
- Employer Branding
Übergabeprozess
Ein gut strukturiertes und wertschätzendes Offboarding untersützt einen geordneten Übergabeprozess. Verlassen Mitarbeiter/innen Organisationen, so verlässt wertvolles Wissen und Know-How das Unternehmen. Dies betrifft oftmals implizites Wissen und Usancen, welche nicht in einem Wissensmanagement oder in Prozessen abgebildet sind [bzw. überhaupt in solchen abgebildet sein können]. Ein strukturiertes Offboarding stellt eine Grundlage für den Übergabeprozess und damit für die Einschulung von nachfolgenden Personen dar.
Erkenntnisse über Unternehmenskultur und Feedback für die Organisation
In sogenannten Exit-Interviews [losgelöst vom „formalen Kündigungsgespräch“] lassen sich wertvolle Informationen über die Organisation und die Unternehmenskultur gewinnen. Diese Exit-Interviews stellen jedoch keinen Ersatz für kontinuierliche Feedbackinstrumente wie Mitarbeiter/innenbefragungen dar, sondern sind als Ergänzung zu sehen.
Typische Fragestellungen sind dabei:
- Warum verlassen Personen das Unternehmen?
- Wie haben Personen die Zeit erlebt?
- Welche Erfahrungen haben Personen in der Organisation gemacht?
- Wie ist das Führungsverhalten?
- Was lässt sich über das Arbeits-/Betriebsklima sagen?
- Was kann verbessert werden?
- Etc.
Compliance und rechtliche Themen
Offensichtlicherweise ist das Verlassen einer Organisation an rechtliche Aspekte, wie die Kündigungsfrist, geknüpft. Neben diesen offensichtlichen Aspekten, können aber auch Compliance Themen schlagend werden; z.B. das „Weiterwirken“ von Verschwiegenheitspflichten, Konkurrenzklauseln oder Reglements aus dem Ethikmanagement.
Grundlage für den Wiedereintritt
Wie eingehens erwähnt werden Dienstverhältnisse bzw. die Verweildauer in Unternehmen kürzer. Gleichzeitig stellt die Verfügbarkeit von Personen Arbeitsmarkt im Zuge des Arbeitskräftemangels eine große Herausforderung dar.
Dementsprechend stellen ehemalige Mitarbeiter/innen eine nicht zu vernachlässigende Zielgruppe dar. Je „besser“ das Offboarding erfolgte, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, Personen erneut vor eine Tätigkeit zu gewinnen [siehe dazu auch das oben zitierte Fallbeispiel aus der Harvard Business Review – Link zu HBR]
Employer Branding
Wie jede Marke, so braucht auf die „Arbeitgebermarke“, Markenbotschafter/innen. Dies sind im Falle der Arbeitgebermarke natürlich bestehende, aber eben auch ehemalige Mitarbeiter/innen. Auch hier gilt, je besser und wertschätzender das Offboarding erfolgte, umso positiver wird das vermittelte Bild vom Unternehmen sein.
Conclusio
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Offboarding eine zentrale Bedeutung zukommt. Dies beeinflusst die Effektivität und Effizienz des Übergabeprozesses, bietet Möglichkeit Feedback zu bekommen und stellt die Grundlage für positives Image und mögliche Wiedereintritte in die Organisation dar.
Wenn Sie sich näher zu diesem Thema austauschen möchten, freuen wir uns auf Ihre Kontaktaufnahme.
Oliver Wegenberger
oliver.wegenberger@gwo.at