Oliver Wegenberger
Das ist ganz klar Generation Y!“, … „das ist typisch für die Baby-Boomer!“, … „von der Generation Z kann man das nicht verlangen, die sind zu…“, „was erwartet uns von der Generation Alpha…“ – Aussagen, die wir von unterschiedlichsten Seiten Tag für Tag hören. Dies zum Anlass nehmend, wird das Generationenkonzept im Folgenden kritisch gewürdigt.
Die Diskussion Generationen und was Generationen „ausmacht“, welche Werte Generationen leben [oder auch nicht], was in früheren Generationen alles anders/besser/leichter/schwerer/etc. war, ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst. Schon auf Tontafeln der Sumerer [entstanden ca. 3000 vor Christus] und auf Babylonischen Tontafeln fand man Inschriften wie „schlimm/verdorben/faul“ die nachfolgende Generation nicht sei. Auch Aristoteles [384-322 v. Chr.] äußerte sich überaus kritisch über die „junge Generation“ und zweifelte aufgrunddessen sogar an der Zukunft des Landes.
Populäre Generationskonzepte sind in Studien jedoch kaum haltbar (z.B. Constanza et al., 2023; Rudolph et al., 2020) und sie bieten keine verlässliche Grundlage für Management- bzw. Personalentscheidungen (Rudolph et al., 2021). Die Unterschiede innerhalb von Generationen sind größer als die Unterschiede zwischen Generationen (Constanza et al., 2023). Des Weiteren ist anzumerken, dass generationale „Grenzen“ – „ab … beginnt Generation Z“ – willkürlich gewählt sind.
Generationskonzepte sind stark simplifiziert und führen dadurch leicht zu Diskriminierung (Parry & Urwin, 2021). Ageism oder Youngism bezeichnet die Diskriminierung von älteren bzw. jüngeren Menschen.
Darüber hinaus, stellt sich die Frage, ob manche „Weisheiten“ über Generation sehr leicht zu „Sich-selbst-erfüllenden Prophezeiungen“ werden; wenn ich davon ausgehe, dass jemand „so“ ist, ruft dies möglicherweise ein Verhalten bei dieser Person hervor, das mein usrpüngliches Bild bestätigt [siehe dazu auch den sogenannten Rosenthal Effekt oder die Theorie X und Y von Douglas McGregor (1960)].
Generell ist das Generationskonzept sehr kurz gegriffen. Es stellt sich die Frage, ob gewisse generationale Unterschiede weniger mit einer „Generation“, sondern mehr mit historischen [und technologischen] Entwicklungen und deren Einfluss auf individuelle Resourcen, soziale Normen und den Zeitgeist im Allgemeinen, zusammenhängen (Nakagawa & Kobayashi, 2024).
Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass populäre Generationenkonzepte keine brauchbare Grundlage für Management- bzw. Personalentscheidungen darstellen. Vielmehr gilt es den Menschen als Individuum zu betrachten. Ein zielgenaues Talent- und Kompetenzmanagement stellt im Unternehmenskontext die Grundlage dafür dar. Sehr gerne unterstützen wir Sie dabei.
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Quellen
Costanza, D. P., Rudolph, C. W., & Zacher, H. (2023). Are generations a useful concept? Acta Psychologica, 241, 104059. https://doi.org/10.1016/j.actpsy.2023.104059
McGregor, D. (1960). The human side of enterprise. Mc-Graw-Hill.
Nakagawa, T., & Kobayashi, E. (2024). Let us move forward: Comment on “are generations a useful concept?” Acta Psychologica, 246, 104286. https://doi.org/10.1016/j.actpsy.2024.104286
Parry, E., & Urwin, P. (2021). Generational categories: A broken basis for human resource management research and practice. Human Resource Management Journal, 31(4), 857–869. https://doi.org/10.1111/1748-8583.12353
Rudolph, C. W., Costanza, D. P., Wright, C., & Zacher, H. (2020). Cross-Temporal Meta-Analysis: A Conceptual and Empirical Critique. Journal of Business and Psychology, 35(6), 733–750. https://doi.org/10.1007/s10869-019-09659-2
Rudolph, C. W., Rauvola, R. S., Costanza, D. P., & Zacher, H. (2021). Generations and Generational Differences: Debunking Myths in Organizational Science and Practice and Paving New Paths Forward. Journal of Business and Psychology, 36(6), 945–967. https://doi.org/10.1007/s10869-020-09715-2
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